Welche zivilprozessrechtlichen Fragen erwarten den Referendar in der Anwaltsstation und im Examen? Wie navigiere ich als junger Anwalt sicher durch einen Zivilprozess? Auf knapp zweihundert Seiten erleichtern die „Anwaltsstrategien im Zivilprozess“ die ersten praktischen anwaltlichen Schritte im Zivilprozess.
Trois Avocats Causant – Drei Anwälte im Gespräch (1843 – 1848), Honoré Daumier (1808 – 1879), Public domain via Wikimedia Commons.
Autor Marius Breucker, selbst Rechtsanwalt in der Stuttgarter Kanzlei Wüterich Breucker, orientiert die Darstellung am chronologischen Ablauf eines Mandates: Von der Aufnahme und Erarbeitung des Sachverhaltes über die Prüfung der materiellen Rechtslage und der im zweiten Staatsexamen bedeutsamen Beweissituation bis zur Erwägung außergerichtlichen Vorgehens führt das Werk den Leser Schritt für Schritt durch das zivilrechtliche Verfahren. Wenn ein Mandant im Streitfalle seine Rechte verwirklichen will, muss der Anwalt überlegen, welche zivilprozessualen Instrumente in Betracht kommen. Dabei sind zunächst besondere Verfahren wie einstweiliger Rechtsschutz, selbständiges Beweisverfahren, Mahnverfahren oder Urkundenprozess zu prüfen, bevor eine „normale“ Klage erhoben wird. Deren Vorbereitung und Erhebung bildet einen Schwerpunkt des Buches, wobei - wiederum entsprechend dem anwaltlichen Gedankengang - zunächst die Wahl der Klageart, die Auswahl der Parteien, die etwaige Beteiligung Dritter (z. B. durch Streitverkündung), die Bestimmung des Streitgegenstandes und die Auswahl des zuständigen Gerichts abgehandelt werden. Sind diese Punkte geklärt, kann der Anwalt die Klageschrift erstellen. Im Examen wie in der Praxis sind die klägerischen Anträge von zentraler Bedeutung. Die mit konkreten Beweisangeboten unterlegte Sachverhaltsschilderung muss lückenlos sämtliche anspruchsbegründenden Voraussetzungen abdecken. Bereits erhobene oder absehbare materielle oder prozessuale Einwendungen oder Einreden sollte der Klägeranwalt aufgreifen und widerlegen. Eine klare Gliederung erleichtert nicht nur dem Richter die Arbeit, sondern erhöht auch die Erfolgsaussichten. Auf essentielle Formalia etwa im Rubrum muss der Anwalt im Sinne seines Mandanten, aber auch zur Vermeidung eigener Haftung ebenso achten, wie auf die Einreichung einer ausreichenden Anzahl (beglaubigter) Abschriften und der im Schriftsatz erwähnten Anlagen. Praxisrelevant ist die Einzahlung des Gerichtskostenvorschusses, ohne den die Klage nicht zugestellt wird und damit auch keine verjährungshemmende Wirkung eintritt.
Ziele der Zivilprozessordnung: Materiell richtige Ergebnisse und effektiver Rechtsschutz.
Nach der ausführlichen Darstellung der Klageschrift geht es chronologisch weiter im Ablauf eines Zivilprozesses: Die Verteidigung des Beklagten umfasst nicht nur Verteidigungsanzeige und Klageerwiderung, sondern auch Überlegungen zu Vor- und Nachteilen einer (hilfsweisen) Aufrechnung, einer Widerklage oder Drittwiderklage sowie zur möglichen Streitverkündung. Wie die Klageerhebung bedarf auch die Klageerwiderung der Vorbereitung, die neben der Erarbeitung des Sachverhaltes eine Analyse der Klageschrift unter den Gesichtspunkten der Zulässigkeit, Schlüssigkeit und Beweisfestigkeit umfasst. Das Kapitel „Aktionen und Reaktionen im laufenden Prozess“ befasst sich mit Themen wie Klageänderung, Erledigungserklärung oder den Vor- und Nachteilen einer Klagerücknahme. Breiten Raum nimmt die mündliche Verhandlung als Quintessenz des Zivilprozesses ein. Dabei geht es etwa um die Vorbereitung des Mandanten auf die für ihn ungewohnte Verhandlungssituation, aber auch um die Reaktion auf neuen Tatsachenvortrag oder überraschende Anträge der Gegenseite. Ist das Urteil gefällt, muss der Anwalt einen Terminsbericht verfassen und überlegen, ob eine unmittelbare Reaktion auf die erstinstanzliche Entscheidung etwa in Form eines Tatbestandsberichtigungsantrages oder einer Gehörsrüge angezeigt ist. Nach Abschluss der ersten Instanz folgen - jeweils in einem eigenen Kapitel – Grundlagen und Praxishinweise zur Berufung und zur Beschwerde. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein detailliertes Stichwortregister ermöglichen einen schnellen thematischen Zugriff.
Gerichtssaal – Rocca di Angera; von Wolfgang Sauber (Eigenes Werk), GFDL http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html, via Wikimedia Commons
Geleitwort des Autors:
„In der Anwaltsstation steht der Referendar erstmals vor der Herausforderung, ein zivilrechtliches Mandant nicht nur materiell, sondern auch prozessual zu bearbeiten und zu gestalten. Während er in der Gerichtsstation die Zulässigkeit und Begründetheit eingereichter Anträge prüft, muss der Referendar in der Anwaltsstation – wie in der Anwaltsklausur - anzahlreiche, in Betracht kommende Alternativen denken, wie das Ziel des Mandanten möglichst effektiv erreicht werden kann: Er muss die tatsächlichen und rechtlichen Vor- und Nachteile verschiedener prozessualer Instrumente unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte, etwa der anfallenden Kosten, abwägen. Hinzu kommt die Aufgabe, dies dem Mandanten verständlich zu erläutern und ihm so eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.
Ähnliche Fragen stellen sich dem jungen Anwalt: Ein besonderer Reiz des weitgehend von den Anwälten bestimmten Zivilprozesses liegt darin, mit einer durchdachten Strategie und einem klugen taktischen Vorgehen die Rechte des Mandanten zu wahren und durchzusetzen. Dabei stellen sich zahlreiche prozessrechtliche, aber auch vermeintlich banale praktische Fragen: Ist es aussichtsreich – was die Mandanten in der Praxis häufig verlangen -, aufgrund besonderer Dringlichkeit eine einstweilige Verfügung zu beantragen? Welche Unterlagen benötige ich hierfür und welcher finanzielle und zeitliche Aufwand entsteht dem Mandanten? Welche Vor- und Nachteile haben ein Urkundenprozess oder ein Mahnverfahren gegenüber einem „normalen“ Klageverfahren? Muss zur Kostenersparnis eine Teilklage erhoben werden oder ist dies wegen drohender teilweiser Verjährung zu riskant? Ist für den Beklagten eine (hilfsweise) Aufrechnung oder eine Widerklage angezeigt? Lohnt sich ein Tatbestandsberichtigungsantrag? Die hehre anwaltliche Pflicht, den „sichersten Weg“ zu bestreiten, kann auf Seiten des Anwaltes durchaus zur Unsicherheit führen. Die „Anwaltsstrategien im Zivilprozess“ wollen eine pragmatische Handlungshilfe geben, damit der Anwalt möglichst sicher durch das zivilprozessuale Mandat steuern kann.
Der Band kann und will keine auch nur ansatzweise vollständige Darstellung des Zivilprozessrechts bringen; stattdessen konzentriert er sich auf das für den Referendar in der Anwaltsstation und den jungen Anwalt Wesentliche. Vielen Fragen ist der Autor selbst während des Referendariats oder der ersten Berufsjahre begegnet. Ziel ist es, dem Leser Sicherheit im Umgang mit Gerichten, Kollegen und nicht zuletzt den Mandanten zu geben und ihm die Angst vor tatsächlichen und vermeintlichen prozessualen Fallstricken zu nehmen.
Die Arbeit an den „Anwaltsstrategien“ war mir eine Freude, hätte ohne vielfältige Unterstützung durch Familie, Freunde und Kollegen aber nicht zum Erfolg geführt. Den erforderlichen Freiraum neben der Anwaltstätigkeit in der gemeinsamen Kanzlei räumten mir die Kollegen Manfred Wüterich, Dr. Christoph Wüterich und Dr. Matthias Breucker ein. Dafür bin ich ihnen ebenso zu Dank verpflichtet wie für den wertvollen kollegialen Gedankenaustausch und für zahlreiche kompetente Hinweise aus langjähriger zivilprozessualer Erfahrung. Dank gilt meiner Frau, Richterin am Amtsgericht Katrin von Mengden-Breucker, für wertvolle Anregungen aus richterlicher Sicht und für die geduldige und ermutigende Unterstützung der oft an Abenden und Wochenenden geleisteten Arbeit. Den Lesern wünsche ich Freude und Gewinn bei der Lektüre, den Referendaren viel Erfolg bei der Vorbereitung des Examens - Ihr schafft es! - und allen jungen Anwälten einen gelungenen Start in ein spannendes und erfüllendes Berufsleben!“
Aus dem Vorwort der Herausgeber Dr. Mario Axmann und Thomas A. Degen:
„Die richtigen Strategien sind entscheidend für den Erfolg eines Rechtsanwaltes. Es hat sich gezeigt, dass erfolgreiche Anwälte vor allem zwei parallele Strategien verfolgen: Eine von den persönlichen Präferenzen abhängige, individuelle Schwerpunktsetzung, die sich in einer Spezialisierung bis hin zur Fachanwaltschaft manifestiert. Zugleich geht es im Sinne einer Managementkompetenz darum, das erarbeitete Wissen optimal in der Praxis einzusetzen. Auf dieser Erkenntnis basiert die Fachbuchreihe „Anwaltsstrategien“ […]
Die Autoren der Reihe, selbst erfolgreiche Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, geben Expertentipps, stellen dem Leser Musterformulierungen sowie mandatsbezogene Praxistipps, Formulierungs- und Fallbeispiele aus ihrer Anwaltspraxis zur Verfügung, die sowohl jungen als auch erfahrenen Anwälten beim Einstieg in die Rechtsmaterie und bei deren Anwendung in der Praxis helfen. […]“
Aus dem Vorwort des Autors Dr. Marius Breucker:
„Nach bestandenem Staatsexamen sieht sich der junge Anwalt in der zivilrechtlichen Praxis vielen, auch vermeintlich banalen Fragen ausgesetzt: Habe ich alle für eine erfolgreiche Klage erforderlichen Unterlagen? Ist ein selbständiges Beweisverfahren oder einstweiliger Rechtsschutz möglich und sinnvoll? Wie bereite ich mich auf die mündliche Verhandlung vor? Wie reagiere ich auf Hinweise des Gerichts oder einen überraschenden Vortrag des Gegners? Der Anwalt muss immer den sichersten Weg beschreiten. Das ist angesichts der Fülle prozessualer Möglichkeiten und Fallstricke leicht gesagt und – jedenfalls für den Anfänger - schwer getan! […]
Dank gilt meiner ganzen Familie und namentlich meiner Frau, Richterin am Amtsgericht Katrin von Mengden-Breucker, für wertvolle Anregung aus richterlicher Sicht, kritische Korrektur und unschätzbare Unterstützung. Dank gilt den Freunden, darunter den Kollegen der Kanzlei: Rechtsanwalt Dr. Christoph Wüterich begleitete das Werk mit konstruktiver Kritk und unnachahmlicher Analytik. Ihm und den Rechtsanwälten Manfred Wüterich und Dr. Matthias Breucker verdanke ich nicht nur wertvollen Rat, sondern auch den Freiraum, dieses Buch neben der Tätigkeit in der gemeinsamen Kanzlei schreiben zu können.
Den Lesern wünsche ich Freude und Gewinn nicht nur bei der Lektüre des Buches, sondern vor allem – das ist das Ziel – bei der Ausübung der spannenden und schönen Tätigkeit als Rechtsanwalt!“
„Erleichterter Zugang zu Zivilverfahren“
Das vollständige, in der Printversion erschienene Vorwort der Herausgeber und des Autors finden Sie unter:
https://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=14&ved=0CFsQFjANahUKEwit14uA3PnIAhUBJSwKHQiMAa4&url=http%3A%2F%2Fwww.dreske.de%2FWebRoot%2FDreskeDB%2FShops%2FDreske%2FProductImages%2FSamples%2F3-415-03780-0_lp.pdf&usg=AFQjCNEz8BD_y9SXoqEx-HkGdC94I7akDg&bvm=bv.106923889,d.bGg
Über den Autor
Dr. Marius Breucker ist Arbeitsgemeinschaftsleiter für Referendare, Prüfer im Zweiten juristischen Staatsexamen, Lehrbeauftragter der Universität Tübingen (SS 2005) und der Hochschule Pforzheim, Seminartrainer in Unternehmen und seit 2002 Rechtsanwalt in der Kanzlei Wüterich Breucker in Stuttgart. Neben den „Anwaltsstrategien“ veröffentlichte er zu weiteren zivil(prozess)-, wirtschafts-, arbeits- und sportrechtlichen Themen.
Gliederung der Anwaltsstrategien im Zivilprozess - Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:
A. Rolle des Anwalts im Zivilprozess
B. Sachverhaltserfassung
C. Prüfung der Rechtslage
D. Prüfung der Beweissituation
E. Außergerichtliches Vorgehen
F. Besondere Verfahren
G. Klage
H. Verteidigung des Beklagten
J. Aktion und Reaktion im laufenden Prozess
K. Mündliche Verhandlung
L. Reaktion auf erstinstanzliche Entscheidung
M. Berufung
N. Beschwerde
Stichwortverzeichnis der Anwaltsstrategien im Zivilprozess (Auszug)
absoluter Verzögerungsbegriff -> s. Verzögerungsbegriff, absoluter
Verzögerungsbegriff, absoluter
Anregung
Anscheinsbeweis
Anschlussberufung
Antrag
Arrest
Befangenheit
Berufung
einstweilige Verfügung
Feststellung
Gehörsrüge
Gesellschaftsauflösung
Hilfsantrag
Klage, s. auch Klagantrag
Prozesskostenhilfe
Prozessstandschaft
Schutzschrift
selbständiges Beweisverfahren
Streitverkündung
Stufenklage
Tatbestandsberichtigung
Urkundenprozess
Anwaltsumgehung
Anwaltsvergleich
Anwaltsvertrag
Arrest
Anspruch
Antrag
Grund
dringlicher
persönlicher
Sicherheitsleistung
zuständiges Gericht
Aufrechnung
Augenschein
Vergleich, außergerichtlicher
Kosten
Vollstreckung
Befangenheit
Beibringungsgrundsatz
Beitritt
Berufung
Anschlussberufung
Antrag
Begründung
Belehrung
Berufungsfrist
Berufungsschrift
Beschwer
Entscheidung
Erfolgsaussichten
Mindestinhalt
mündliche Verhandlung
Schriftform
Statthaftigkeit
Verfahrensvoraussetzungen
Verzicht
vorsorgliche
Wert der Beschwer
wiederholte
Zulässigkeit
Zulassungsberufung
Zuständigkeit
Berufungsantrag
Berufungsbegründung
Checkliste
Form
Frist
Rechtsverletzung
Zweifel an Tatsachenfeststellungen
Berufungsfrist
Berufungsschrift
Berufungsverzicht
Beschwer
[…]
Aus der Danksagung des Autors (Auszug)
„Der Dank des Autors gilt allen, die das Werk in vielfältiger Weise menschlich und fachlich unterstützten - ohne Sie und Euch wäre das Erscheinen nicht möglich gewesen! Auch wenn nicht alle genannt werden können, will ich doch stellvertretend einige nennen: Vielen Dank den Bibliotheken und den dort tätigen Mitarbeitern des Oberlandesgerichts Stuttgart, des Landgerichts Stuttgart und des Amtsgerichts Stuttgart, der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und der Rechtsanwaltskammer Stuttgart. Dank den Freunden und Kollegen, die mich bei meiner Arbeit moralisch und fachlich unterstützten, darunter die Anwaltskollegen Dr. Mario Axmann und Thomas Degen als Herausgeber der „Anwaltsstrategien“, der Richard Boorberg Verlag und dort insbesondere die Kollegin Stefanie Assmann. Und nicht zuletzt gilt der Dank den Familien Wüterich, Breucker und von Mengden, namentlich Manfred Wüterich, Dr. Christoph Wüterich, Dr. Matthias Breucker, Dr. Hannes Breucker und Katrin von Mengden-Breucker für ihren kompetenten Rat, ihre wertvollen Korrekturen und ihre geduldige Unterstützung und Ermutigung.“
Praxishinweise für Zivilverhandlungen vor dem Amtsgericht, Landgericht und Oberlandesgericht
Titel und ISBN
Anwaltsstrategien im Zivilprozess
- Außergerichtliche und gerichtliche Mandatsbearbeitung –
von Rechtsanwalt Dr. Marius Breucker, Stuttgart
Reihe Anwaltsstrategien Band 5
Herausgegeben von Rechtsanwalt Dr. Mario Axmann
und Rechtsanwalt Thomas A. Degen
Richard Boorberg Verlag
Stuttgart, München, Hannover, Berlin, Weimar, Dresden
1. Auflage 2006
195 Seiten (Din A5)
ISBN 3-415-03780-0
Trois Avocats Causant – Drei Anwälte im Gespräch (1843 – 1848), Honoré Daumier (1808 – 1879), Public domain via Wikimedia Commons.
Autor Marius Breucker, selbst Rechtsanwalt in der Stuttgarter Kanzlei Wüterich Breucker, orientiert die Darstellung am chronologischen Ablauf eines Mandates: Von der Aufnahme und Erarbeitung des Sachverhaltes über die Prüfung der materiellen Rechtslage und der im zweiten Staatsexamen bedeutsamen Beweissituation bis zur Erwägung außergerichtlichen Vorgehens führt das Werk den Leser Schritt für Schritt durch das zivilrechtliche Verfahren. Wenn ein Mandant im Streitfalle seine Rechte verwirklichen will, muss der Anwalt überlegen, welche zivilprozessualen Instrumente in Betracht kommen. Dabei sind zunächst besondere Verfahren wie einstweiliger Rechtsschutz, selbständiges Beweisverfahren, Mahnverfahren oder Urkundenprozess zu prüfen, bevor eine „normale“ Klage erhoben wird. Deren Vorbereitung und Erhebung bildet einen Schwerpunkt des Buches, wobei - wiederum entsprechend dem anwaltlichen Gedankengang - zunächst die Wahl der Klageart, die Auswahl der Parteien, die etwaige Beteiligung Dritter (z. B. durch Streitverkündung), die Bestimmung des Streitgegenstandes und die Auswahl des zuständigen Gerichts abgehandelt werden. Sind diese Punkte geklärt, kann der Anwalt die Klageschrift erstellen. Im Examen wie in der Praxis sind die klägerischen Anträge von zentraler Bedeutung. Die mit konkreten Beweisangeboten unterlegte Sachverhaltsschilderung muss lückenlos sämtliche anspruchsbegründenden Voraussetzungen abdecken. Bereits erhobene oder absehbare materielle oder prozessuale Einwendungen oder Einreden sollte der Klägeranwalt aufgreifen und widerlegen. Eine klare Gliederung erleichtert nicht nur dem Richter die Arbeit, sondern erhöht auch die Erfolgsaussichten. Auf essentielle Formalia etwa im Rubrum muss der Anwalt im Sinne seines Mandanten, aber auch zur Vermeidung eigener Haftung ebenso achten, wie auf die Einreichung einer ausreichenden Anzahl (beglaubigter) Abschriften und der im Schriftsatz erwähnten Anlagen. Praxisrelevant ist die Einzahlung des Gerichtskostenvorschusses, ohne den die Klage nicht zugestellt wird und damit auch keine verjährungshemmende Wirkung eintritt.
Ziele der Zivilprozessordnung: Materiell richtige Ergebnisse und effektiver Rechtsschutz.
Nach der ausführlichen Darstellung der Klageschrift geht es chronologisch weiter im Ablauf eines Zivilprozesses: Die Verteidigung des Beklagten umfasst nicht nur Verteidigungsanzeige und Klageerwiderung, sondern auch Überlegungen zu Vor- und Nachteilen einer (hilfsweisen) Aufrechnung, einer Widerklage oder Drittwiderklage sowie zur möglichen Streitverkündung. Wie die Klageerhebung bedarf auch die Klageerwiderung der Vorbereitung, die neben der Erarbeitung des Sachverhaltes eine Analyse der Klageschrift unter den Gesichtspunkten der Zulässigkeit, Schlüssigkeit und Beweisfestigkeit umfasst. Das Kapitel „Aktionen und Reaktionen im laufenden Prozess“ befasst sich mit Themen wie Klageänderung, Erledigungserklärung oder den Vor- und Nachteilen einer Klagerücknahme. Breiten Raum nimmt die mündliche Verhandlung als Quintessenz des Zivilprozesses ein. Dabei geht es etwa um die Vorbereitung des Mandanten auf die für ihn ungewohnte Verhandlungssituation, aber auch um die Reaktion auf neuen Tatsachenvortrag oder überraschende Anträge der Gegenseite. Ist das Urteil gefällt, muss der Anwalt einen Terminsbericht verfassen und überlegen, ob eine unmittelbare Reaktion auf die erstinstanzliche Entscheidung etwa in Form eines Tatbestandsberichtigungsantrages oder einer Gehörsrüge angezeigt ist. Nach Abschluss der ersten Instanz folgen - jeweils in einem eigenen Kapitel – Grundlagen und Praxishinweise zur Berufung und zur Beschwerde. Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein detailliertes Stichwortregister ermöglichen einen schnellen thematischen Zugriff.
Gerichtssaal – Rocca di Angera; von Wolfgang Sauber (Eigenes Werk), GFDL http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html, via Wikimedia Commons
Geleitwort des Autors:
„In der Anwaltsstation steht der Referendar erstmals vor der Herausforderung, ein zivilrechtliches Mandant nicht nur materiell, sondern auch prozessual zu bearbeiten und zu gestalten. Während er in der Gerichtsstation die Zulässigkeit und Begründetheit eingereichter Anträge prüft, muss der Referendar in der Anwaltsstation – wie in der Anwaltsklausur - anzahlreiche, in Betracht kommende Alternativen denken, wie das Ziel des Mandanten möglichst effektiv erreicht werden kann: Er muss die tatsächlichen und rechtlichen Vor- und Nachteile verschiedener prozessualer Instrumente unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte, etwa der anfallenden Kosten, abwägen. Hinzu kommt die Aufgabe, dies dem Mandanten verständlich zu erläutern und ihm so eine fundierte Entscheidung zu ermöglichen.
Ähnliche Fragen stellen sich dem jungen Anwalt: Ein besonderer Reiz des weitgehend von den Anwälten bestimmten Zivilprozesses liegt darin, mit einer durchdachten Strategie und einem klugen taktischen Vorgehen die Rechte des Mandanten zu wahren und durchzusetzen. Dabei stellen sich zahlreiche prozessrechtliche, aber auch vermeintlich banale praktische Fragen: Ist es aussichtsreich – was die Mandanten in der Praxis häufig verlangen -, aufgrund besonderer Dringlichkeit eine einstweilige Verfügung zu beantragen? Welche Unterlagen benötige ich hierfür und welcher finanzielle und zeitliche Aufwand entsteht dem Mandanten? Welche Vor- und Nachteile haben ein Urkundenprozess oder ein Mahnverfahren gegenüber einem „normalen“ Klageverfahren? Muss zur Kostenersparnis eine Teilklage erhoben werden oder ist dies wegen drohender teilweiser Verjährung zu riskant? Ist für den Beklagten eine (hilfsweise) Aufrechnung oder eine Widerklage angezeigt? Lohnt sich ein Tatbestandsberichtigungsantrag? Die hehre anwaltliche Pflicht, den „sichersten Weg“ zu bestreiten, kann auf Seiten des Anwaltes durchaus zur Unsicherheit führen. Die „Anwaltsstrategien im Zivilprozess“ wollen eine pragmatische Handlungshilfe geben, damit der Anwalt möglichst sicher durch das zivilprozessuale Mandat steuern kann.
Der Band kann und will keine auch nur ansatzweise vollständige Darstellung des Zivilprozessrechts bringen; stattdessen konzentriert er sich auf das für den Referendar in der Anwaltsstation und den jungen Anwalt Wesentliche. Vielen Fragen ist der Autor selbst während des Referendariats oder der ersten Berufsjahre begegnet. Ziel ist es, dem Leser Sicherheit im Umgang mit Gerichten, Kollegen und nicht zuletzt den Mandanten zu geben und ihm die Angst vor tatsächlichen und vermeintlichen prozessualen Fallstricken zu nehmen.
Die Arbeit an den „Anwaltsstrategien“ war mir eine Freude, hätte ohne vielfältige Unterstützung durch Familie, Freunde und Kollegen aber nicht zum Erfolg geführt. Den erforderlichen Freiraum neben der Anwaltstätigkeit in der gemeinsamen Kanzlei räumten mir die Kollegen Manfred Wüterich, Dr. Christoph Wüterich und Dr. Matthias Breucker ein. Dafür bin ich ihnen ebenso zu Dank verpflichtet wie für den wertvollen kollegialen Gedankenaustausch und für zahlreiche kompetente Hinweise aus langjähriger zivilprozessualer Erfahrung. Dank gilt meiner Frau, Richterin am Amtsgericht Katrin von Mengden-Breucker, für wertvolle Anregungen aus richterlicher Sicht und für die geduldige und ermutigende Unterstützung der oft an Abenden und Wochenenden geleisteten Arbeit. Den Lesern wünsche ich Freude und Gewinn bei der Lektüre, den Referendaren viel Erfolg bei der Vorbereitung des Examens - Ihr schafft es! - und allen jungen Anwälten einen gelungenen Start in ein spannendes und erfüllendes Berufsleben!“
Aus dem Vorwort der Herausgeber Dr. Mario Axmann und Thomas A. Degen:
„Die richtigen Strategien sind entscheidend für den Erfolg eines Rechtsanwaltes. Es hat sich gezeigt, dass erfolgreiche Anwälte vor allem zwei parallele Strategien verfolgen: Eine von den persönlichen Präferenzen abhängige, individuelle Schwerpunktsetzung, die sich in einer Spezialisierung bis hin zur Fachanwaltschaft manifestiert. Zugleich geht es im Sinne einer Managementkompetenz darum, das erarbeitete Wissen optimal in der Praxis einzusetzen. Auf dieser Erkenntnis basiert die Fachbuchreihe „Anwaltsstrategien“ […]
Die Autoren der Reihe, selbst erfolgreiche Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, geben Expertentipps, stellen dem Leser Musterformulierungen sowie mandatsbezogene Praxistipps, Formulierungs- und Fallbeispiele aus ihrer Anwaltspraxis zur Verfügung, die sowohl jungen als auch erfahrenen Anwälten beim Einstieg in die Rechtsmaterie und bei deren Anwendung in der Praxis helfen. […]“
Aus dem Vorwort des Autors Dr. Marius Breucker:
„Nach bestandenem Staatsexamen sieht sich der junge Anwalt in der zivilrechtlichen Praxis vielen, auch vermeintlich banalen Fragen ausgesetzt: Habe ich alle für eine erfolgreiche Klage erforderlichen Unterlagen? Ist ein selbständiges Beweisverfahren oder einstweiliger Rechtsschutz möglich und sinnvoll? Wie bereite ich mich auf die mündliche Verhandlung vor? Wie reagiere ich auf Hinweise des Gerichts oder einen überraschenden Vortrag des Gegners? Der Anwalt muss immer den sichersten Weg beschreiten. Das ist angesichts der Fülle prozessualer Möglichkeiten und Fallstricke leicht gesagt und – jedenfalls für den Anfänger - schwer getan! […]
Dank gilt meiner ganzen Familie und namentlich meiner Frau, Richterin am Amtsgericht Katrin von Mengden-Breucker, für wertvolle Anregung aus richterlicher Sicht, kritische Korrektur und unschätzbare Unterstützung. Dank gilt den Freunden, darunter den Kollegen der Kanzlei: Rechtsanwalt Dr. Christoph Wüterich begleitete das Werk mit konstruktiver Kritk und unnachahmlicher Analytik. Ihm und den Rechtsanwälten Manfred Wüterich und Dr. Matthias Breucker verdanke ich nicht nur wertvollen Rat, sondern auch den Freiraum, dieses Buch neben der Tätigkeit in der gemeinsamen Kanzlei schreiben zu können.
Den Lesern wünsche ich Freude und Gewinn nicht nur bei der Lektüre des Buches, sondern vor allem – das ist das Ziel – bei der Ausübung der spannenden und schönen Tätigkeit als Rechtsanwalt!“
„Erleichterter Zugang zu Zivilverfahren“
Das vollständige, in der Printversion erschienene Vorwort der Herausgeber und des Autors finden Sie unter:
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Über den Autor
Dr. Marius Breucker ist Arbeitsgemeinschaftsleiter für Referendare, Prüfer im Zweiten juristischen Staatsexamen, Lehrbeauftragter der Universität Tübingen (SS 2005) und der Hochschule Pforzheim, Seminartrainer in Unternehmen und seit 2002 Rechtsanwalt in der Kanzlei Wüterich Breucker in Stuttgart. Neben den „Anwaltsstrategien“ veröffentlichte er zu weiteren zivil(prozess)-, wirtschafts-, arbeits- und sportrechtlichen Themen.
Gliederung der Anwaltsstrategien im Zivilprozess - Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:
A. Rolle des Anwalts im Zivilprozess
B. Sachverhaltserfassung
C. Prüfung der Rechtslage
D. Prüfung der Beweissituation
E. Außergerichtliches Vorgehen
F. Besondere Verfahren
G. Klage
H. Verteidigung des Beklagten
J. Aktion und Reaktion im laufenden Prozess
K. Mündliche Verhandlung
L. Reaktion auf erstinstanzliche Entscheidung
M. Berufung
N. Beschwerde
Stichwortverzeichnis der Anwaltsstrategien im Zivilprozess (Auszug)
absoluter Verzögerungsbegriff -> s. Verzögerungsbegriff, absoluter
Verzögerungsbegriff, absoluter
Anregung
Anscheinsbeweis
Anschlussberufung
Antrag
Arrest
Befangenheit
Berufung
einstweilige Verfügung
Feststellung
Gehörsrüge
Gesellschaftsauflösung
Hilfsantrag
Klage, s. auch Klagantrag
Prozesskostenhilfe
Prozessstandschaft
Schutzschrift
selbständiges Beweisverfahren
Streitverkündung
Stufenklage
Tatbestandsberichtigung
Urkundenprozess
Anwaltsumgehung
Anwaltsvergleich
Anwaltsvertrag
Arrest
Anspruch
Antrag
Grund
dringlicher
persönlicher
Sicherheitsleistung
zuständiges Gericht
Aufrechnung
Augenschein
Vergleich, außergerichtlicher
Kosten
Vollstreckung
Befangenheit
Beibringungsgrundsatz
Beitritt
Berufung
Anschlussberufung
Antrag
Begründung
Belehrung
Berufungsfrist
Berufungsschrift
Beschwer
Entscheidung
Erfolgsaussichten
Mindestinhalt
mündliche Verhandlung
Schriftform
Statthaftigkeit
Verfahrensvoraussetzungen
Verzicht
vorsorgliche
Wert der Beschwer
wiederholte
Zulässigkeit
Zulassungsberufung
Zuständigkeit
Berufungsantrag
Berufungsbegründung
Checkliste
Form
Frist
Rechtsverletzung
Zweifel an Tatsachenfeststellungen
Berufungsfrist
Berufungsschrift
Berufungsverzicht
Beschwer
[…]
Aus der Danksagung des Autors (Auszug)
„Der Dank des Autors gilt allen, die das Werk in vielfältiger Weise menschlich und fachlich unterstützten - ohne Sie und Euch wäre das Erscheinen nicht möglich gewesen! Auch wenn nicht alle genannt werden können, will ich doch stellvertretend einige nennen: Vielen Dank den Bibliotheken und den dort tätigen Mitarbeitern des Oberlandesgerichts Stuttgart, des Landgerichts Stuttgart und des Amtsgerichts Stuttgart, der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und der Rechtsanwaltskammer Stuttgart. Dank den Freunden und Kollegen, die mich bei meiner Arbeit moralisch und fachlich unterstützten, darunter die Anwaltskollegen Dr. Mario Axmann und Thomas Degen als Herausgeber der „Anwaltsstrategien“, der Richard Boorberg Verlag und dort insbesondere die Kollegin Stefanie Assmann. Und nicht zuletzt gilt der Dank den Familien Wüterich, Breucker und von Mengden, namentlich Manfred Wüterich, Dr. Christoph Wüterich, Dr. Matthias Breucker, Dr. Hannes Breucker und Katrin von Mengden-Breucker für ihren kompetenten Rat, ihre wertvollen Korrekturen und ihre geduldige Unterstützung und Ermutigung.“
Praxishinweise für Zivilverhandlungen vor dem Amtsgericht, Landgericht und Oberlandesgericht
Titel und ISBN
Anwaltsstrategien im Zivilprozess
- Außergerichtliche und gerichtliche Mandatsbearbeitung –
von Rechtsanwalt Dr. Marius Breucker, Stuttgart
Reihe Anwaltsstrategien Band 5
Herausgegeben von Rechtsanwalt Dr. Mario Axmann
und Rechtsanwalt Thomas A. Degen
Richard Boorberg Verlag
Stuttgart, München, Hannover, Berlin, Weimar, Dresden
1. Auflage 2006
195 Seiten (Din A5)
ISBN 3-415-03780-0