Welche Rolle spielt das Recht im Sport?
Dient das Recht dem Sport
oder bedient sich das Recht des Sports? Gemeinsam mit den Stuttgarter
Anwälten Marius Breucker und Christoph Wüterich diskutierte der Sportredakteur
des Deutschlandfunks Herbert Fischer-Solms diese und andere grundlegende Fragen
des Sportrechts.
Herbert Fischer-Solms
Das Verhältnis von Sport und
Recht – so der Ausgangspunkt – ist ambivalent: Einerseits soll der Sport
spielerisch ausgestaltet und unterhaltend sein. Er soll daher möglichst frei
von förmlichen Rechtsfragen und juristischen Kautelen sein. Andererseits erhebt
gerade der Sport den Anspruch, gerechte Ergebnisse als Ausdruck des den Sport
tragenden Fair-Play-Prinzips zu generieren. Daher brauche der Sport, so Rechtsanwalt
Marius Breucker, wirkungsvolle Mechanismen und effektive Verfahren, um
aufkommende Interessenkonflikte im Vorfeld zu vermeiden und bereits
eingetretene Streitigkeiten zu lösen. Es ist also, so die These, nicht das
Recht, das sich „ausbreitet“.
Marius Breucker
Rechtsanwalt Christoph Wüterich wies auf die Überforderung des Athleten als ein Strukturproblem des Sports hin: „Der körperliche Raubbau durch zunehmende Anforderungen der Verbände und Veranstalter geht – was an vielen Verletzungen und abgebrochenen Karrieren erkennbar ist – an die Substanz der Athleten. Keineswegs alle werden hierfür so entlohnt, wie die wenigen Einkommensmillionäre im Fußball, Tennis oder der Formel 1. „Selbst eine hohe Vergütung kann aber nicht alles rechtfertigen“, so der Sportjurist und frühere Hockeyspieler. Zunehmend wehren sich aber Sportler gegen die rigiden Vorgaben und die Beschränkung ihrer Rechte. Darin kann man mit Herbert Fischer-Solms ein gewachsenes Selbstbewusstsein der Athleten und eine auch in anderen Lebensbereichen erkennbare Tendenz zur rechtsförmlichen Klärung strittiger Fragen erkennen. „Die Bedeutung des Rechts spiegelt die gewachsene wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle des Sports wider“, sagt Anwalt Marius Breucker. Es komme, so das Fazit der Experten, darauf an, durch passgenaue Regeln den spezifischen Anforderungen des Sports gerecht zu werden und ihn in seiner Eigenart einschließlich der Autonomie der Sportverbände zu bewahren und zu stärken. So verstanden bilden Recht und Sport keine Gegensätze, sondern vermögen sich in fruchtbarer Weise zu ergänzen.
Christoph Wüterich
Den kompletten Beitrag „Korsett oder Katalysator - Gedanken zur Rolle des Rechts im Sport“, basierend auf Auszügen aus dem „Sportgespräch“ von Herbert Fischer-Solms, Christoph Wüterich und Marius Breucker, finden Sie unter
http://www.kooperationsportrecht.de/beitrag_sportgespraech_dlf.htm
Das Sportrecht ist von einem Zusammenspiel zwischen staatlichem Recht und dem Recht der Sportverbände geprägt. MIt dieser "Zweispurigkeit" des Sportrechts und den damit verbundenen Besonderheiten befasst sich der Beitrag "Sportrecht ist mehr als Sport und Recht", veröffentlicht unter